Tunesien - Rundreise im April 1993
Unsere erste Flugreise nach der Wende ging nach Tunesien. Eine 7-tägige Rundreise. Ein guter Bekannter, mit dem ich mit dem Wohnwagen schon oft in Bulgarien war, Jochen E. und seine Frau Renate nahmen ebenfalls an dieser Reise teil. Wir haben Zeitpunkt für die Reise den Monat April gewählt, da die durchschnittlichen Temperaturen in dieser Zeit noch gemäßigt sind. Unser Flug ging von Berlin nach Monastir. Die Strecke Dresden - Berlin bewältigten wir mit dem Zug.
Mit einem gut klimatisierten Reisebus der Marke Mercedes legten wir die Runde: Monastir - El Djam - Sfax - Gabes - Djerba - Matmata - Douz - Gafsa - Sbeitla - Kairouan - Tunis zurück. Alles war bestens organisiert, der Reiseleiter sprach gut deutsch und war deutlich zu verstehen. Tagsüber waren wir im Bus unterwegs und haben jeden Abend in einem anderen Hotel geschlafen. Der Vorteil: man sieht viel! Der Nachteil: man lebt aus dem Koffer! Ein weiterer Vorteil war die Vollverpflegung, Frühstück und Abendbrot im Hotel, mittags fahren wir eine Gaststätte an. Hier werden wir meistens schon erwartet.
Unterwegs viele Sehenswürdigkeiten, die wahrscheinlich jeder Tunesien - Rundreisender zu sehen bekommt. Das kolossale Amphitheater, das schon von weitem sichtbar ist. Die zweitgrößte Stadt ist Sfax. Millionen Olivenbäume wachsen in den Hainen der Umgebung. Die Medina ist von einer mächtigen Stadtmauer aus dem 9. Jahrhundert umgeben. Vier Stadttore führen in die Medina.
Gabes, eins der Tore zur Sahara, hatte einmal die schönste Meeresoase, aber das Quellwasser versiegte, da es für industrielle Zwecke verwendet wurde. Wir verbringen einen Nachmittag am Strand der Halbinsel Djerba, aber zum Baden ist es zu kalt und windig.
Weiter geht die Fahrt zu den Höhlen-Bewohnern von Matmata. Sie gruben sich Höhlenwohnungen in die Erde. Im Sommer kühl - im Winter warm. Durch einen Schacht gelangt man zu einem Innenhof, um den die Wohnräume in den Fels gearbeitet worden. In die Wände geschlagene Nischen dienen als Regale. Betten und Bänke sind aus Lehmziegeln gemauert. Fatima sitzt in ihrer Höhle und mahlt Körner zu Mehl. Jeder der hier war kennt sie. In einer Ecke ihres Höhlenhauses steht ein Fass. Ich entdecke eine Aufschrift: Deutsche Wehrmacht 1942!
Shara Douz. In einem Luxushotel übernachten wir. Ein Thermalbad am Rand der Wüste! Wir schwimmen im warmen Wasser. Wahnsinn! Am nächsten Morgen Ausritt in die Wüste auf dem Dromedar. Auch ein unvergessliches Erlebnis.
Gafsa liegt an einem Durchbruch des Shara Atlas und ist das Tor zu den weiten Ebenen des Chott Djerit und den Oasen Touzeur und Nefta. Die Attraktion hier sind zwei römische Becken die von artesischen Brunnen gespeist werden. Die Kasbah, zum Teil zerstört, stammt aus dem 15.Jh. Im zweiten Weltkrieg hatte das Afrikakorps hier ein Munitionsdepot, das von den Alliierten bombardiert wurde.
Chott El Djerid (Salzwüste) wenn man die Salzpfanne bei schönem Wetter überquert, sind Faata Morganen keine Seltenheit. Plötzlich tauchen am Horizont Palmen oder Wasserflächen auf, kommen näher und näher und verschwinden jäh wieder.
Kairouan "Stadt der Sonne und des Sandes" wurde am Kreuzungspunkt ehemaliger Karawanenwege angelegt, daher der Name Kairouan (Karawane). Sie gilt als heilige Stätte des Islam gleich nach Mekka, Medina und Jerusalem. Mit ihren Moscheen, Marabouts, Koubbas und Gräbern ist sie Ziel der Pilger aus der ganzen islamischen Welt. Die Staatsreligion in Tunesien ist der Islam. Allah ist der Schöpfer aller Dinge. Mohamet ist nur Prophet, wie auch Abraham, Jacob, Moses, Jesus Propheten des Islam sind. Wir besichtigen die Grande Mosquée. Sie ist ein Glanzstück arabischer Baukunst. Die riesigen Außenmauer geben ihr das Aussehen einer Festung. Durch das Eingangstor kommt man auf einen 95 x 80 m großen Innenhof. Das Gewölbe des großen Gebetsaales wird von 600 römischen und byzantinischen Säulen getragen. Obwohl wir unsere Schuhe ausgezogen haben, ist uns Ungläubigen das Betreten des Gebetsaales verboten.
In Sbeitla besichtigen wir das Ruinenfeld, das durch den Triumphbogen des Diokletian markiert wird. Wie sehen die Fundamente der Servaskirche und den Antonius-Pius-Bogen als Eingang zu dem großen Forum mit dem Kapitolstempel.
Tunis ist die Hauptstadt von Tunesien. Wir sind am Ziel unserer Rundreise angekommen. Wir besuchen den Basar in der Medina. Hier ist lebhafter Betrieb. Das Leben spielt sich auf der Straße ab. Unser Reiseleiter führt uns zu den Sehenswürdigkeiten von Tunis. Wir fahren nach Sidi Bou Said einem malerischen Künstlerdorf. Die weißen Häuser mit ihren blauen Türen und ihren mit Schmiedeeisen vergitterten Fenstern liegen an einem Hügel der zum Meer abfällt. Sehr schön Anzusehen. Ein weiteres Ziel ist das antike Karthago. Im Museum von Karthago machen wir uns mit der Geschichte vertraut. Die Phönizier gründeten 814 v.Chr. Karthago. 146 v. Chr. wurde es von den Römern dem Erdboden gleichgemacht. Seit Karthago zum kulturellen Welterbe ernannt wurde und die UNESCO 1974 zur Rettung der antiken Stadt internationale Archäologen zur Hilfe rief, ist auch Deutschland an den Grabungen beteiligt. Sehenswert die Thermen des Antonius Pius direkt am Meer. Von den römischen Villen hat man einen schönen Blick auf den Golf von Tunis.
Schnell ist diese Woche Vergangenheit. Wir haben auf dieser Rundreise viel erlebt und gesehen. Ein Stück Afrika mit anderen Sitten und Gebräuchen.