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Unsere Reisen bis zur Wende 1989:

Das Reisen aus der DDR in der DDR.

Vorbetrachtungen zum "Sozialistischen Reiseverhalten" bis zum Jahr 1989

Bis zum Jahr 1990 waren uns nur die sogenannten "Sozialistischen Staaten" zugänglich. Für einen Campingfan der per Achse unterwegs sein wollte bestand Europa aus:

  • der Czechoslowakischen Sozialistischen Republik
  • der Volksrepublik Ungarn
  • der Volksrepublik Polen
  • der Rumänischen Sozialistischen Republik
  • der Volksrepublik Bulgarien

Da uns gesagt wurde wir seien im Sozialistischen Lager alle "Brüder und Schwestern" brauchten wir für Reisen in "befreundete Sozialistische Staaten" kein Visum. Lediglich eine "Reiseanlage" zum Personalausweis. Diese war 4 - 6 Wochen vor Reisebeginn bei der zuständigen Meldestelle der "Deutschen Volkspolizei" zu beantragen. Nach ca. 4 Wochen konnte man sie gegen eine Gebühr von 15.- M (M=Ostmark) in Empfang nehmen. Es sei denn, man war politisch negativ aufgefallen. In diesen Fällen wurde die Reiseanlage verweigert! Gleiches galt übrigens auch für den Verwandtenbesuch in der BRD. Ich hatte das Glück sie wurde mir immer ausgestellt. Das Maximum der Reisedauer betrug 30 Tage Aufenthalt im Ausland.

Dieses Zeitlimit war sehr wichtig, denn mit dieser Reiseanlage ging man zur "Staatsbank der DDR" um sich die "Reisezahlungmittel" umzutauschen. Jetzt galt es wieder "Spielregeln zu beachten. Man konnte also für 30 Tage Geld umtauschen:

  • 30.- M / Tag für die CSSR
  • 30.- M / Tag für Ungarn (hier galt als Höchstgrenze 14 Tage also maximal 420.- M)
  • unbegrenzt für Rumänien
  • 40.- M / Tag für Bulgarien

Es musste also genau gerechnet werden: Ungarn wurde immer voll getauscht. Hier gab es schöne Sachen zu kaufen; war auch für uns sehr teuer. Bleiben 16 Tage. 2 Tage CSSR und 14 Tage Bulgarien. Das ergibt einen Betrag von 1040.- M / Person. Für Rumänien wurde noch einmal 10 Tage getauscht (Diesen Betrag brauchte man als Nachweis beim Kauf von Tankgutscheinen dazu später mehr!).

Man kommt also locker auf 5000.- M für einen 4 - wöchigen Bulgarienurlaub. Das war natürlich für unser Einkommen viel zu viel. Wir mussten uns etwas einfallen lassen. Wir machten uns das "Sozialistische Chaos" der einzelnen Länder zu Nutze. Und das ging so:

Ein Sportfreund (er hatte ein Lebensmittelgeschäft) verkaufte uns ( für 400.- M) einen Karton "Mokka-Fix". Das war ein Pulverkaffee in einer ansehnlichen Verpackung 125 g für 8,75 M. Diesen Kaffee verkauften wir in Rumänien mit 100% Gewinn. Aus 400.- M wurden also 800.- M! Das versetzte uns in die Lage den "wahnsinnigen" Benzinpreis in Rumänien zu bezahlen. Hier kostete der Liter 3,20 M. Wir konnten so den Literpreis halbieren und sind immer mit vollen Resevekanistern (40 Liter) in Bulgarien eingereist. Da es Benzin nur auf "Kupon", den man an der Grenze kaufen konnte gab, mussten wir genügend "Lei" (Rumänische Währung) legal umtauschen. Es wurde streng kontrolliert. Da wir bei einer Reise nur einen 40 Liter Gutschein pro "Umtauschbescheinigung" erhielten (die Gutscheinblocks waren knapp an diesem Tag) haben wir von da an immer mit 2 Umtauschgenehmigungen gearbeitet. Meine Frau und meine Tochter, mein Sohn und ich tauschten Geld. 2 Zettel bedeutet 80 Liter!!! Logisch? Die legeal getauschten Lei wurden am Urlaubsende wieder in Mark zurückgetauscht, wir hatten ja Kaffee in Benzin verwandelt!

Eine Geschwindigkeitsübertretung in Rumänien wurde mit Mokka-Fix bezahlt!

Durch die knappe Energiesituation in der DDR war der Handel mit elektrischen Heizkörpern nicht vorgesehen. Man konnte also im Laden keinen kaufen. Der Bedarf allerdings war riesig, denn in den großen Neubaugebieten (auf neudeutsch in der Platte) wurde planmäßig am 15. April die Fernwärme abgedreht. Die Sommerpause ging bis 15. Oktober. Wenn noch ein Defekt oder eine Wartung anstanden konnte es auch später werden. Die Bewohner mussten also frieren.

In einem Kaufhaus in "Mitschurin" (Bulgarien) entdeckten wir elektrische Ölradiaroren (Schweizer Lizenzbau) mit 1000/2000 Watt Leistung! Genau das wonach sich der DDR Bürger sehnte. Wir kauften 2 Stück. Einer kostete umgerechnet 184.- M. Im An- und Verkauf brachte ein Radiator 1.400.- M. das ergab einen "Reingewinn" von sage und schreibe 1.216.- M / Stück. Da nahm ich die zusätzliche Belastung meines Wohnwagen gerne in Kauf.

Anlässlich einer Transitreise durch die damalige "Sowjetunion" haben wir "Levi´s" bei den Vietnamesen nähen lassen und sie in "Tschernowci" verkauft. Billiges Benzin wurde natürlich auch reichlich eingekauft und trotz intensiver Kontrolle beim rumänischenZoll (wir hatten die besseren Nerven) mitgenommen.

Einen 3-arten Kühlschrank für meinen Wohnwagen schmuggelte ich erfolgreich von Ungarn. Es war ein finanzielles Problem. Wir hatten weniger offiziel getauscht als der Kühlschrank kostete.

Heute schreibt und liest sich das alles ganz locker. Damals war jede unserer Reisen ein kleines Abenteuer. Vor allen Dingen war es ein schönes Gefühl wenn man wieder zu Hause war und alle Aktionen waren wie geplant gelungen.

Doch nun zu unseren Bulgarien - Reisen:

Unsere erste Bulgarien-Reise unternahmen wir 1975. Mit Trabant, Eigenbau-Transport-Anhänger und kleinem Steilwandzelt. Da wir außer CSSR und VR Ungarn über keinerlei "Auslandserfahrung" verfügten fuhren wir los wie die "Friseure". Keine Verpflegung, keine Konserven, keine Getränke. Es war trotzdem ein sehr schöner Urlaub.Als wir starteten wussten wir nichts über die von uns besuchten Gegenden und waren immer wieder auf´s Neue überrascht wie schön die Landschaften sind.

Wir fuhren über die "Klassische Route": Dresden - Prag - Bratislava - Budapest - Grenze Mako - Timisoara - Calafat - Vidin. Das ist der "kurze Weg" nach Bulgarien. Über Belogradcik in´s Rila - Kloster und dann nach Perla am Schwarzen Meer! Ein sehr schöner Platz unmittelbar neben dem Strand. Der Platz war so schön, dass ein paar Jahre später das Betreten bei Strafe verboten war. Hier war eine Ferienanlage für Mitglieder der bulgarischen Regierung entstanden. Wir haben auf unseren späteren Reisen immer so gehalten: 4 Wochen Urlaub, 10 Tage an einem Platz am Meer. Die restlichen 18 Tage wurden für Hin- und Rückfahrt benötigt. Wir haben uns viel angesehen und nie die Fahrt zum Stress werden lassen. Unser Motto die Fahrt zum Urlaub werden lassen. Viele hat die für eine Strecke benötigten 2.500 km abgeschreckt. Von der nichtaufhörenden schönen Landschaft waren wir bei unserer 1. Reise so begeistert, dass es uns immer wieder nach Bulgarien zog.

Bild oben links: Unser Camp am Rilski Manastir         Oben rechts: im Innenhof des Rila Kloster´s

Bild unten links: Am Strand von Albena                 Unten rechts: in "Alt Nessebar"

Nach 6 Tagen auf dem Campingplatz in Perla packten wir unseren "Krempel" zusammen um uns weiter nördlich umzusehen. Wir campten in Albena am Strand. Neben uns ein "Bulgarien - Profi". Er hatte sich 4 Brote (vom Bäcker doppelt gebacken) mitgebracht und abend´s gab es bei ihm Leberwurst auf´s Schwarzbrot! Uns lief das Wasser im Munde zusammen. Wir konnten gar nicht hinsehen! Bei uns seit Wochen Weißbrot mit bulgarischer "Wurst"! Butter kannte man in diesem Land zur damaligen Zeit noch nicht. Kurz und gut; er hatte erbarmen und sah wohl unsere gierigen Blicke. Am 3. Abend gab es auch für uns eine Leberwurstschnitte! Ich bin heute noch dankbar!!!

Auf der Hin- und auch auf der Rückreise hörte man von Touristen, dass es eine ganz neue Hochgebirgs-Straße durch das Fagarasch-Gebirge geben soll. Aber was genaues wusste keiner. Also was tun? Da wir einmal da waren entschieden wir uns für das Abenteuer "Trans-Fagaras". Mit einer Karte ausgerüstet in der ich den ungefähren Verlauf mit Bleistift eingetragen hatte machten wir uns auf den Weg. Um es vornweg zu nehmen alles ging gut. Die rumänische Armee hat in vielen Jahren harter und auch gefährlicher Arbeit eine Straße, die über einen Pass in 2000 m Höhe führt, gebaut. Einige haben das mit ihrem Leben bezahlt! Oben ein herrlicher Blick auf den Gipfel des Molduvenann (2544 m).

Da wir das Hochgebirge (das Höchste für uns war bis dahin die "Hohe Tatra") nur aus der Erzählung kannten, waren wir hellauf begeistert. Eine Kurve an der anderen lange Serpentinen, tiefe Einschnitte oben noch Schnee und auf der Höhe ein Tunnel 3 km lang ohne Fahrbahnbelag und ohne Licht. So schmal, dass man Angst hatte irgendwo hängen zu bleiben. Aber wie gesagt alles ging gut! Die Straße war gerade erst eröffnet worden. Damals noch als Schotter - Piste! Als Alternative zur Trans-Fagaras gibt es nur den Weg durch das Old-Tal. Diese Route ist auch sehr schön. Wir haben sie einmal benutzt. Aber uns zog es immer wieder in die Berge; sodass wir jedesmal wenn wir durch diese Gegend kamen diese schöne Hochgebirgs-Straße bevorzugten. Mehrere Male übernachteten wir auch in 2000 m Höhe auf dem Parkplatz am Tunnel.

Trans-Fagaras Parkplatz in 2000 m Höhe

Die Tunneleinfahrt (etwas unheimlich )

Übernachtungsplatz im Jahr 1985 am Parkplatz vor der Tunneleinfahrt

 

Insgesamt unternamen wir bis zur Einheit Deutschlands sieben Reisen nach Bulgarien.

1975    kurze Strecke * Rila Kloster * Perla * Albena * Fagaras

1982    Kurze Stecke * Borovez im Rilageb. * Smokina * Veliko Tornovo * Pitesti * Fagaras

1984    im Transit durch die damalige SU: (CSSR) Kosice - (SU) Uzgorod - L´vov - Cernovcy -

          (Rumänien) Sired - Birla - Galati - Constanta  2 Tage in Mamaia dann immer an der Küste

         entlang: Varna - Campingplatz in Kranevo. Rückfahrt durch die rumänischen Karpaten

         2 Tage in Poiana Brasov.

1985   kurze Strecke * Piringebirge 2 Tage Hochgebirgs-Camp 1700m * Besteigung mit Kindern

         des höchsten Gipfel im Piringebirge Vichren 2914 m! Campingplatz in Kiten Gefunden. Ab sofort

         unser Stammplatz!!! Von hier fahren wir nach Djuni zum Baden (illegaler FKK Strand).

         Wir besuchen Melnik und Rosenkloster ganz im Süden. Rückfahrt wieder über Fagaras.

1986   kurze Strecke *  Sofia * Batschovo-Kloster in den Rothopen * Kiten * Rückfahrt über Ruse.

1987   über Trans-Fagaras * Bukarest * Ruse * Giurgiu * Veliko Tornovo * Varna * Kiten * Rückfahrt

          über Sinaia Brasov * Oradea nach Ungarn.

1989   über Zakopane * Eger * Fagaras * Kiten * Burgas * Sumen * Bukarest * Ploesti * Brasov *

          Sibiu * Arad *

 

Unser Stammplatz "Kimmle" in Ungarn

Campingplatz in Timisoara

Hochgebirgs- Camp im Pirin 1700 m hoch

auf dem Gipfel   des Vichren 2914 m

in Djuni 1986

Ivo beim Frühstück 1989

Kiten : einer unserer Stellplätze

Djuni: "unser" FKK - Strand

Viel könnte ich noch schreiben: Schlangen an den Grenzen * Begegnungen (nur positive!) mit Rumänen und Bulgaren * die Jagt nach "Ananas-Kompotti" * Begegnungen mit Zigeunern * Reifenschäden und Zündaussetzer * etc. etc.

Wer wie ich 3 Wochen Regen auf dem Campingplatz in Prerow erlebte, der weiß das schöne bulgarische Wetter zu schätzen. Wir sind bei unseren vielen Reisen nie enttäuscht worden. Auch das war für uns ein Grund immer wieder hinzufahren. In naher Zukunft planen wir eine Pauschalreise (14 Tage Varna oder so!) um zu sehen wie es heute dort aussieht.

Bulgarien - gut und schön; aber im Jahr 1990 ging für uns ein Traum in Erfüllung. Ab jetzt steht uns die Welt offen!!! unser Ruf "Visafrei bis nach Shanghai" wurde erhört. Ohne "Reiseanlage"!!! Wir haben´s bis jetzt ausgiebig genutzt.

 

An dieser Stelle möchte ich auf die Reisebeschreibung aller von uns durchgeführten Reisen verzichten und mich stattdessen auf eine chronologische Wiedergabe beschränken.

- 1990  Juli Italien über die Schweiz * St. Moritz * an die Blumen-Riviera bis nach Monte Carlo

- 1991  Mai Europäisches Caravantreffen in Luxemburg

- 1991  Juli Frankreich Paris - Atlantik-Küste * Le Mont Saint-Michel * Atlantik-Küste * Loire-Tal * 

- 1992   Juli Ostsee * Ückeritz

- 1993  Juli Italien Venedig * Pisa * Rom * Termoli (Sporn am Stiefel) * Cortina Tampeco *

- 1994  August Ostsee * Ückeritz

- 1995  Juni Norwegen Rostock --Trelleborg * Halmstad * Göteborg * Udevalla * Oslo * Heddal * Preikestolen *

           Bergen * Geiranger * Trollstiegen * Lillehammer * Oslo * ab Oslo Rückreise wie Hinreise!

- 1996  August Kroatien * Istrien * Campingplatz "Futana"

- 1997  August Kroatien * Istrien * Campingplatz "Funtana" (Mai 1.USA Reise!) (siehe Wohnmobilreisen in der USA)

- 1998  Juni Schweden Rostock -- Trelleborg * Trollhättan * Mora Siliansee * Uppsala * Stockholm * Kastlösa

           und Stenasa auf Ölland * Norje * Rostock

- 1999  2.USA Reise! (siehe Wohnmobilreisen in der USA)

- 2000  Juni Korsika * Bastia * Centuri * St. Florent * L´ll-Rousse * Calvi * Porto * Ajaccio * Bonifacio * Piccovagia *

           Aleria * Cassamozza * Bastia

- 2001  (3. USA Reise) (siehe Wohnmobilreisen in der USA)

- 2002  August Kroatien * Istrien * Campingplatz "Funtana" (Febr./März China-Rundreise)

- 2003  August Ostsee * Ückeritz * (Juni Kanada Reise) (siehe Wohnmobilreisen in Kanada)

- 2004 Juni Kroatien * an der Adria bis Dubrovnik * 10 Tage Insel Murter  

 

Hier noch einige Bilder zu den oben angeführten Reisen:

1990 im Hafen von Monte Carlo

1991 im Phantasialand in Köln

Le Mont Saint - Michel bei Flut (1991)

1993 Sare Coer in Paris

1993 der schiefe Turm in Pisa

Geiranger-Fjord Blick vom Campingplatz

im Juni 1995 Schnee in Norwegen

Ückeritz mit dem Schlauchboot

Funtana unser "Stammplatz"

1998 Siliansee in Schweden

Übernachtungsplatz (Schweden 1998)

Korsika Campingplatz am "Cap Corse" 2000

Fahrt durch korsikanisches Gebirge  2000

Kroatien 2004 Blick auf Stadtmauer Dubrovnik

Unser Wohnmobil auf der Insel Murter